Unser jüngster kulturhistorischer Spaziergang am 1. April 2023 führte uns zu den Originalschauplätzen der Märzrevolution 1848 in Berlin vor 175 Jahren. Vor dem wiedererrichteten Berliner Stadtschloss führte uns Heribert Eisenhardt in die Thematik ein.

Bei kaltem und regnerischen Wetter hatten sich sieben Teilnehmer am Eosander-Portal gefunden.

Bei der Gelegenheit konnten wir das Gebäude erkunden. Das Stadtschloss ist ein Baukörper von beachtlicher Größe. Die Wiedererrichtung ist eine große Bereicherung für unsere Stadt.

Eine Marx-Büste im Souveniergeschäft des Schlosses – ein kleines Zeichen des Verrats der Eliten.

Am Ausgangspunkt der Märzrevolution wurde 2023 zum 175. Jahrestag eine verspiegelte Litfaß-Säule errichtet, an der  Kinderstimmen Revolutionsaufrufe vorlesen. Auf den Boden geklebt ist das Bild eines preußischen Soldaten, der auf einen friedlichen Fahnenschwenker schießt. Erkennen kann man dieses Bild nur, wenn man in den Zerrspiegel schaut.

Die Teilnehmer des Spaziergangs am Erinnerungsort zum 175. Jahrestag der Märzrevolution.

Vor einem Jahr hatte uns ein kulturhistorischer Spaziergang zu den Gräbern der Märzgefallenen geführt; ebenso wussten wir vom Nationaldenkmal „Invalidensäule“ im Invalidenpark, sodass uns die historischen Hintergründe bekannt waren.

Nahe der Friedrichswerderschen Kirche gedachten wir des Dichters Hoffmann von Fallersleben. Dort hatte er in der Werderschen Rosenstr. von 1821-23 seinen einzigen Berliner Wohnort. Schon im „Vormärz“ gehörte Hoffmann von Fallersleben zu den intellektuellen Wegbereitern der deutschen Nationsbildung.

Heribert Eisenhardt erläuterte die politischen Verhältnisse in Preußen vor und nach der Märzrevolution.

Vor Ort legten wir ein Blumengebinde mit Schwarz-Rot-Goldener Schleife nieder.

Reiner zitierte das Gedicht „Nicht Mord nicht Bann noch Kerker“ von Hoffmann von Fallersleben.

Unter dem Eindruck der Märzrevolution und ihrer Folgen schrieb Hoffmann von Fallersleben am 11. März 1850 ein Gedicht, dass auch als „Deutsche Verzweiflung“ bekannt wurde:

„Nicht Mord, nicht Bann, noch Kerker
nicht Standrecht obendrein
es muß noch stärker kommen
soll es von Wirkung sein.

Ihr müßt zu Bettlern werden
müßt hungern allesamt
Zu Mühen und Beschwerden
verflucht sein und Verdammt

Euch muß das bißchen Leben
so gründlich sein verhaßt
daß Ihr es fort wollt geben
wie eine Qual und Last

Erst dann vielleicht erwacht noch
in Euch ein besserer Geist
Der Geist, der über Nacht noch,
Euch hin zur Freiheit heißt“

U-Bahn unter dem Hauptbahnhof.

Anschließend besuchten wir das Gelände des Moabiter Zellengefängnisses. Der Bau wurde in den 1840er Jahren unter König Friedrich Wilhelm IV. als „Preußisches Mustergefängnis Moabit“ errichtet und galt damals als besonders modernes Gefängnis, weil die Gefangenen in Einzelzellen an Stelle der bis dahin üblichen Gemeinschaftszellen untergebracht wurden. Im Zuge der Märzrevolution 1848 wurden hier inhaftierte polnische Nationalisten befreit, was zum später niedergeschlagenen  „Großpolnischen Aufstand“ in der preußischen Provinz Posen führte.

Das Gelände des ehemalige Zellengefängnisses ist heute eine bedrückende Gedenkstätte.

In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes gelegen, statteten wir auch dem ehemaligen „Universum Landes-Ausstellungs-Park“ einen Besuch ab, einem 1879 eröffneten Messegelände und Vergnügungspark, der heute längst in Vergessenheit geraten ist.

Schließlich besuchten wir das Bismarck-Denkmal am Großen Stern. Bismarck war als junger Mann Zeitzeuge der Märzrevolution. Ihm oblag es, die Gründung eines deutschen Nationalstaates zu vollenden. Zu seinem 208. Geburtstag legten wir für ihn ebenfalls Blumen nieder.

Geburtstagsblumen für den ersten „Kanzler der Einheit“.